Schreibübung: Alf, der Träumer

Aufgabe: Du hast drei Worte und einen Namen, daraus soll eine Geschichte entstehen.

Wörter: Zwiebelturm, Welle, Kondensstreifen, Alf

„Das kannst du doch so nicht machen!“ Alf blickte auf. Sein älterer Bruder war um die Ecke gekommen: „Mama sagt du sollst zum Mittagessen kommen“ und dann mit einem Kopfschütteln: „Was machst du denn schon wieder hier? Ich habe dich ewig gesucht“
Mißtrauisch beäugte der Bruder der Zwiebelgehackte vor Alf auf dem Boden. Alf sah verschämt zu Boden und versuchte die Reste seines Schnitzversuches unauffällig zusammen zu raffen.
„Hast der Mama das Zwiebeltöpfchen leer geräumt, was? Das gibt bestimmt Ärger! Jetzt komm, wir sind eh zu spät dran!“

Traurig und entmutigt trottet Alf seinem großen Bruder hinterher. Er hatte einfach keine Fantasie. Bis eben hatte Alf vor der schönen alten Dorfkirche auf dem Marktplatz gesessen und sich gefragt warum das Dach von allen Zwiebelturm genannt wurde. Es war schön geschwungen, keine Frage. Aber eine Ähnlichkeit mit einer Zwiebel war nur sehr begrenzt vorhanden. Alf wollte das genauer ergründen und hatte sich einige Zwiebeln von Mama „geborgt“. Eine kleine Rote, eine etwas größere gelbe und eine riesige Gemüsezwiebel.
„Wenn das ganze Zwiebelturm heißt müsste man es ja mit Zwiebeln nachbilden können, oder?“ So war seine Überlegung gewesen. Aber die blöden Zwiebeln sahen ganz anders aus als das Dach des Turmes. Also hatte Alf sein Schnitzmesser gezückt und versucht die Zwiebeln der Turmform anzupassen.

Natürlich war im der Zwiebeldunst in die Nase gestiegen und er musste heulen. Ohne richtig die Zwiebel zu sehen, schnitzte er weiter bis die blöde Zwiebel unter seinen Händen zerfiel.

Der Weg nach Hause führte am Dorfbrunnen vorbei. Dort plätscherte das frische klare Quellwasser aus einem nachgebildeteten Hahnenkopf und erzeugte lustige kleine Wellen die hin und her liefen, sich trafen oder kreuzten. Zusammen mit dem Sonnenlicht bildeten sie immer neue Muster auf dem Boden. Alf konzentrierte sich ganz genau darauf um sich möglichst viele Muster zu merken.

„Los jetzt du Schlafmütze“. Seufz. Sein Bruder hatte einfach keinen Sinn für die kleinen Schönheiten des Lebens. Immer nur Eile, Eile, Eile.

Alf rannte los um seinen Bruder wieder einzuholen. Würde er auch nur 3 Schritte hinter seinem Bruder zur Haustür reinkommen, wäre ihm das Donnerwetter der Mutter sicher.

Beim losrennen scheuchte er einen Schwarm Tauben auf, die auf dem Marktplatz nach Überresten vom Markttag suchten. Die Tauben flogen wild flatternd und laut schimpfend davon und ließen sich auf der Dachrinne des Rathauses nieder.

Nur eine Taube wollte sich nicht zu den anderen gesellen. Vielleicht war sie noch hungrig. In langen eleganten Bögen zog sie ihre Bahnen über den Marktplatz. Alf sah ihr hinterher, er legte den Kopf weit in den Nacken und plötzlich sah es so aus als ob die Taube doppelt da wäre.

Nach einem flirrenden Moment lösten sich die beiden Bilder voneinander und Alf blieb mit seinem Blick an einem Flugzeug hängen das winzig klein am Himmel zu sehen war wo es von den Sorgen der Welt befreit einen Kondensstreifen an den Himmel malte.

„Bub wo bleibst du, dein Schnitzel wird kalt“ Das war die Stimme seiner Oma. Erleichtert atmete Alf auf. Wenn Oma und Opa zum Essen da waren, würde sich Mutti dieses Mal nicht trauen zu schimpfen.

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