Ich sitze in einer hohen Halle. Es ist leise, fast andächtig still, obwohl es weder Kirche noch Kathedrale ist.
Viele Gesichter ziehen an mir vorbei. Eilig, aber gemessenen Schrittes. Hier wird nicht gerannt. Einen Rucksack auf der Schulter, der Kopf ist längst im Büro während die Füße unhörbar über den Marmor Boden huschen.
Da kommt ein verkniffenes Gesicht. Zu wenig Schlaf, zu viele Sorgen und noch keinen Kaffee intus. Der ist noch im Becher in der Hand. Der ewige Trott hat sich in das Gesicht eingegraben, nistet in den Fältchen und lauert auf Beute.
Es folgen 5 Consultant Gesichter. Alle einzeln, hier ist sich jeder selbst der nächste. Der Körper ist gepresst in einen dunklen Maßanzug und getragen von sehr feinen Lederschuhen. Die Gesichter sind noch jung doch die Augen erzählen von langen Nächten und zu vielen Überstunden.
Klack, Klack, Klack, Klack… dieses Gesicht hat sich versteckt hinter einer dicken Schicht Make-Up. Eine Leistungsschau der modernen Kosmetik. Anwärterin auf den Best Follower Award bei Bibis Beauty Palace. Klack, Klack, Klack machen die High Heels im eiligen Stakkato über den feinen Boden. Die Hand hält keinen Kaffee, sondern etwas sehr gesund Leuchtendes in einer Plastikbox. Das Szepter einer jungen, urbanen Elite.
Als nächstes folgt eine Kuchenbox mit einem „Hey jemand hat Geburtstag und muss trotzdem arbeiten gehen“ Bürokuchen. Das Gesicht dazu ist rund und gemütlich mit strahlenden warmen Augen. Seit 20 Jahren Abteilungssekretärin – Mutter der Kompanie. Kennt alle versteckten Geheimnisse und privaten Geschichten der anderen Gesichter. Sie ist unauffällig gekleidet, aber überstrahlt alle anderen.
Jetzt kommt ein Ausnahmegesicht. Es wird halb verdeckt von einem Kapuzenpulli, eingerahmt von riesigen Noise Cancelling Kopfhörern und gekrönt von einer Baseball Kappe, die natürlich verkehrt herum über dem Gesicht thront. Das Gesicht strahlt den unverkennbaren Nimbus eines Computer Freaks aus: Ich weiß die Antwortwort auf alle deine Fragen, aber habe bisher nicht herausgefunden, wie Bartwuchs funktioniert.
Viele Gesichter folgen noch. Alle sind still, die Augen geradeaus gerichtet. Dazwischen gibt es einige wenige die Koffer hinter sich herziehen. Touristen auf dem Weg zum Zug oder Flug. So ziehen sie dahin durch die Wandelhalle, vor sich die Zukunft, getrieben vom Hier und Jetzt.
Willkommen im Squaire am Frankfurter Flughafen. Dem mobilsten Arbeitsplatz Deutschlands.