In der Küche

Die Beschreibung einer Küche in zwei verschiedenen Versionen:


Die Rollläden öffnen sich um 6 Uhr, präzise wie jeden Morgen. Die frühe Sonne hängt eidottergelb an einem fahlen Himmel und leuchtet schwach in die Küche. Die drei ewig gleichen Blumen auf der Fensterbank räkeln sich träge im Sonnenlicht. 
Links vom Fenster beginnt die Küchenzeile. Auf der schwarzen Arbeitsplatte steht der dicke, gemütliche Kartoffeltopf im Ur-Oma Design und riecht streng.  Rechts daneben sitzt – direkt am Fenster – keck das junge, schlanke und völlig schnurlose Telefon in seiner Ladeschale und saugt langsam aber beharrlich Strom. Auf der anderen Seite steht die alte Blechdose aus Studentenzeiten. Sie ist immer noch ansehnlich, hat aber den Glanz ihrer Jugend genauso verloren, so wie die Bewohner des Hauses, in dem diese Küche steht. In der Dose sind Schneebesen, Pfannenwender und Rührlöffel jeden Alters zusammengepfercht. Manchmal legt sich einer quer. Dann muss man behutsam die ganze Meute Kochutensilien herausnehmen, jeden einmal streicheln und wieder sorgsam in seine Dosenheimat packen.  

Um die Ecke herum und über den Herd mit Ceranfeld hinweg kommen wir zum Toaster. Der ist noch nicht lange in der Küche. Ein Neuzugang, noch glänzend und nicht verkratzt. Schwarz und silbern sitzt er da und hält sich für etwas Besseres.  Am Toaster lehnt ein altes Schneidebrett und lächelt milde. Es ist seit über 20 Jahren in der Küche. Große Stücke Fleisch wurden darauf vorbereitet. Unmengen an Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten und andere Gemüse gewürfelt oder gehackt. Die Messer kamen und gingen wieder, aber ein altes Schneidebrett ist zäh und robust. Innerlich lacht es den Toaster aus. Der wird auch nicht lange durchhalten. Immerhin ist er schon der 8. Toaster in dieser Küche.
Der Toaster ist ein Hitzkopf. Immer bereit alles was in hineingestopft wird anzusengen mit seiner orange-roten Hitze. Dazu leuchtet euphorisch seine LED-Lampe. Er ist ein eitler Geck.
Wenn das Brot um Gnade stöhnt, katapultiert der Toaster es mit solchem Schwung hinaus, dass es hart auf der Arbeitsplatte landet und sich eine Ecke stößt. Der Toaster mag keine Schwächlinge. Er kann das Gejammer nicht aushalten.


Die Küche ruht still im Morgenlicht. Die frühe Sonne hängt eidottergelb an einem fahlen Himmel. Ihre Strahlen fallen durch das Fenster. Staubflocken tanzen im Sonnenlicht. An der rechten Wand steht ein Tisch mit Naturholzplatte. Darauf liegt eine Zeitung von gestern, schludrig zusammengefaltet. Neben der Zeitung steht eine Flasche Orangensaft und ein Pfefferstreuer.
Am Tisch stehen 5 braune Ikea-Stühle mit weißen Kissen. Das reicht für die Familie und ihre Gäste.
An der linken Wand und der Stirnwand steht in L Form die Küchenzeile. Helles Birkenfunier wechselt sich ab mit Satin Glas gerahmt in Aluminium.  Die Arbeitsplatte ist schwarz mit feinen bunten Einsprenkeln. Sie sieht aus wie teurer Granit, ist aber Plastik und Holz. Zwischen Arbeitsplatte und Oberschränken bedeckt eine Edelstahlverkleidung die Wand. Auch hier ist mehr Schein als Sein.
Unter den Oberschränken sind Halogenlampen angebracht. Das gibt ein gutes Licht für alle Arbeiten in der Küche.
Auf der Arbeitsplatte stehen allerlei Dinge. Der Kartoffeltopf im Retro Design, neben dem schnurlosen Telefon in seiner Ladeschale und dem Obstkorb. Eine alte aber sehr schicke Blechdose mit Schneebesen, Rührlöffeln, Pfannenwendern. Sie ist wie immer zu voll.
Natürlich gibt es auch den unvermeidlichen Messerblock, bzw. gleich drei davon. Das passiert, wenn man mehrere Haushalte zusammenlegt. Jeder in der Familie hat sein Lieblingsmesser.
Das Bild wird komplettiert durch einen Toaster und einen Kaffeeautomaten. Morgens nur eine Tasse Kaffee, das geht mit dem Automaten schneller und einfacher als mit Filter und Wasserkocher.
Der Toaster ist neu. Er glänzt und funkelt noch in schwarz und silbern. Diesmal ist es ein Langschlitz Toaster. 2 Toastbrote passen gleichzeitig hinein, oder eine lange Scheibe Graubrot.
Das Toastbrot liegt passend bereit neben dem Gerät. Dieser Toaster hat eine LED-Anzeige wie lange der Toast-Vorgang noch dauern wird. Das fertige Toastbrot wirft er mit einer solchen Kraft heraus, dass es auf der Arbeitsplatte landet.

Dieser Beitrag wurde unter Kreativ veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert